POPULISMUS GEHT NICHT LINKS

Keine Frage: Sahra Wagenknecht ist eine hochintelligente Frau. Das
war sie schon, als sie jahrelang soziale Mißstände als nahezu einzige politische Großkopferte öffentlich zum Thema und mich fast zu ihrem Anhänger machte. Aber paart sich Intelligenz mit Selbstgefälligkeit und
Sendungsbewußtsein, wird’s eng. Eine Partei, nur nach sich selbst benannt, sagt alles. Zur Europawahl nahm Frau Wagenknecht uralte Anleihen bei der Union. Die ging 1976 mit „Freiheit statt/oder Sozialismus“ in den Bundestagswahlkampf. Das fanden satte 48,6 Prozent der Wähler klasse. Aber SPD und FDP regierten weiter – ohne Ausbruch des Sozialismus’. Die Dämlichkeit der Parole schien unüberbietbar.
Bis Frau Wagenknecht kam. Das offenbar einzige Gesicht der Partei schaut dem Volk aufs Maul. Nicht verkehrt, aber dem Volk nach dem Maul zu reden, schon. Sie plakatierte „Maulkorb oder Meinung?“ (da bevorzugt man fast Ersteres). Absoluter Tiefpunkt im Niveau-Limbo: Krieg oder Frieden? Sie haben jetzt die Wahl“. So einfach ist das also! Das sollte Frau Wagenknecht mal in Gaza oder der Ukraine erzählen. Angeblich hilft dieser rücksichtslose Hirnquark, der AfD Stimmen abzujagen. Bei der Europawahl ging’s aber fast nur auf Kosten von SPD und Linke. Im zero Vorwort November 2023 stand: „Diesmal werden es wohl nicht „Die Juden“ sein. „Die Flüchtlinge“ sind erfolgversprechender fürs Sammeln der Haßpunkte, die zu Wahlerfolgen führen.“ So tönt die Luxus-Sozialistin: Das deutsche Asylrecht läßt es zu, daß jeder nach Deutschland kommt, der halbwegs den Begriff Asyl aussprechen kann“ – und wird gewählt (in Zeiten der Angst lieben die Leute Führer*innen). Aber sie ist keine Linkspopulistin. Weil es keinen linken Populismus gibt. Populismus neigt sich, egal, von wo er kommt, am Ende stets nach rechts. Wenn Sahra Wagenknecht die hetzerische Rhetorik der AfD übernimmt, wird sie zur rot lackierten Steigbügelhalterin der Höckes, Weidels und von Storchs.
Nicht den Sommer verderben lassen, wünscht Ihnen, Euch und sich

Karl-Heinz Farni