Pippi Langstrumpf

Liebe zero Leser, jedes Kind, das ich kannte, als ich selbst noch eines war, liebte sie. Und zwar abgöttisch und ausnahmslos selbst Erwachsene, besonders die, die sich ganz fraglos für den definitiven Gegenentwurf zum Spießbürger hielten. Ich selbst stand der selbstgefälligen Göre mit den albern abstehenden Zöpfen eher skeptisch gegenüber – und war damit verdammt allein. Denn „“Wie frei!““, frohlockten die Sozialpädagogen, wie anarchisch! Wie Nur-dem-eigenen-Kompass-folgend!“ Mittlerweile sehen viele (nicht länger nur ich), was dieser Satansbraten, produziert von Astrid Lindgren, in Gang gesetzt hat. Die Rede ist von Pippi Langstrumpf, ihrem durch Beruhigungsmittel so sanftmütig und mit Haarfärbemitteln fleckig gemachten Pferd „Kleiner Onkel““ und diesem dämlichen, ihr auf der Schulter festgebundenen Totenkopfäffchen „Herr Nilsson““. Denn nun ist passiert, was ich lange befürchtet habe: Pippi Langstrumpf ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und kreischt wie eh und je: „„2 mal 3 macht 4. Widdewiddewitt und Drei macht Neune!! Ich mach’ mir die Welt, Widdewidde wie sie mir gefällt“!“ Das ist der fröhlich nach Grönland und Gaza ziehende Trump, mit dem Pippi nicht nur die ähnlich affige Frisur und die Haarfarbe teilt (dabei weiß jeder: Orange trägt nur die Müllabfuhr!). Elon Musk, der seine Marsrakete leider nicht persönlich fliegt, spielt Herrn Nilsson, der bei den Dreharbeiten, sobald ihm Strickpullover und Strohhut angelegt wurden, Angst kriegte, wütend wurde und biss, pinkelte und schiss, was das Zeug hielt, sodass ständige Kostümwechsel nötig waren. Für ein Kind mag das Langstrumpf-Verhalten ja bisweilen noch ganz lustig und liebenswert sein. Aber Pippi als 78jähriger? So hat diese Bibelfigur, die für viele Gottes Sohn ist, seinen wahrscheinlich besten Spruch „Werdet wie die Kinder!“ nicht gemeint. Aber das eigentliche Problem ist ein anderes: Trump wird geliebt wie dereinst Pippi – nicht nur in den USA! Trotzdem freue ich mich auf Musk in Strickpullover und Strohhut.
Einen möglichst unorangenen März wünscht Ihnen, Euch und sich
Karl-Heinz Farni