Liebe zero-Leser,
ob die AfD rechtsextremistisch ist, steht längst nicht mehr in Frage. Sie ist anerkanntermaßen faschistisch. Und dem Faschismus wohnen Rassismus und Menschenfeindlichkeit programmatisch inne. Nun ist die Vorstellung verlockend, diesen Verein zur Förderung des Hasses e. V. einfach zu verbieten. Da ist jedoch die Frage, ob das gelingt und die Gefahr, der AfD noch stärker als bisher den Opferorden umzuhängen; Opfer sind beliebt, Opfer werden unterstützt, Opfer dürfen alles; sind ja schließlich Opfer. Aber das größte Problem: dieser Hasskappenclub besteht ja (auch wenn man manchmal ins Zweifeln kommt) aus Menschen. Und die können jederzeit einen neuen Verein aufmachen. Auch lassen sich Menschen ebensowenig verbieten wie Dummheit. Damit sind wir bei den Wählern der AfD, die mittlerweile knapp ein Viertel der Bevölkerung stellen. Die lassen sich schon gar nicht verbieten. Zumal das Potential noch größer ist. Unter der scheinliberalen Oberfläche sehr vieler Deutscher glomm schon immer, nie ganz erloschen, eine Art Standby-Faschismus, eine unstillbare Sehnsucht nach dem Führer oder der Führerin (zur Not auch mit Sternchen), der die das uns von allem Übel befreit. Erlischt das plötzlich, wenn die AfD verboten wird? Mord ist verboten. Diebstahl und Vergewaltigung auch. Trotzdem wird gemordet, vergewaltigt und gestohlen. Ich halte nichts von einem Verbotsverfahren gegen die AfD. Das würde es auch jedem einzelnen von uns ein bisschen zu leicht machen, denn stattdessen ist jeder von uns gefordert, nicht zu schweigen, wenn Faschistisches im Alltag geschieht auch im eigenen Inneren. Wie oft geht der normale Bürger weiter, wenn neben ihm Rassismus stattfindet? Ich erinnere mich, als ein junger Faschist vor Jahren in der Clenzer Badse für alle seh- und hörbar, einen zehnjährigen Roma-Jungen als Zigeuner-Balg beleidigte und keiner der Gäste dagegen einschritt. Einige grinsten sogar. Darum gehts. Jetzt heißt es: Farbe bekennen statt verbieten!
Einen guten Sommer wünscht Ihnen, Euch und sich
Karl-Heinz Farni