Zwei auf Eins

Sabine Henßen hat was für Sonntag früh

Wen bereits Sonntag früh die Montagsdepression anfällt, dem sei Ablenkung versprochen. Auch das laute Schweigen am Frühstückstisch und sich davor hinter der längst ausgelesenen EJZ verstecken Schluß damit!: „Zwei auf Eins“ erledigen schlagartig den keimenden Wochenanfangsblues. Die beiden – das ist durchaus liebevoll gemeint Spacken verschreiben sich ab 9 Uhr in ihrer dreistündigen Sendung auf radioeins“ (ein Sender des RBB) einem Thema. Und das mit Haut und Haaren, tabu- und kompromißlos, beleuchten es – auch aus den abwegigsten Blickwinkeln.
Zwei Mann, ein Thema. Zum Beispiel Glas: Wie kommen Glasperlen auf den Mond? Wollten die Apollo-Astronauten preiswert Handel treiben mit Aliens? Professor Ulrich Köhler muß ran am Sonntag, der Planetengeologe vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt klärt die Zuhörer im Telefoninterview darüber auf, wie es Glasperlen in den Mondstaub geschafft haben. Er empfiehlt, auch Hesses Glasperlenspiel“ zu lesen. Und verweist auf Elon Musk, der ja selbst noch nie oben war, wie die Moderatoren süffisant bemerken, und seine Trägerrakete. Auf den Mond schießen, den Mann, und dort lassen, finden Sven Oswald und Daniel Finger. Die Moderatoren liefern. Geben einander Steilvorlagen. Der Witz sitzt, kein Fremdsch ämen. Und der Humor scheint sich auf die Interviewten zu übertragen. Wir hören Interviews mit Menschen, die zu unterhalten und zu informieren wissen, schlicht: die etwas zu sagen haben.
Mit kabarettistischen Einspielern von Horst Evers, der ebenfalls zum humoristischen Stammpersonal von „radioeins“ zählt, und musikalischen Intermezzi, die weit entfernt sind von bratenduftender Sonntagsseligkeit, sitzen wir immer noch am Frühstückstisch, wo die Butter die Form verliert und die Wurst bereits die Ränder hochkrempelt. Egal. Man ist bei Murmeln angelangt, und wie die hübschen, bunten Einsprengsel da reinkommen. Dazu weiß Jürgen Müller-Blech von der Lauscha Glaskunst-Vereinigung“ in original thüringischem Idiom alles zu beantworten, was Oswald und Finger im Kreuzverhör aus ihm herauskitzeln, sie fragen umfassend, waren sie doch beide selbst frenetisch Murmelnde als Kind. Und, weil sie neben dem Glaskunst- auch den medizinischen Aspekt in Lauscha berühren: die nächste Facette zum Thema Glas leitet Dr. Magnus Heier ein, Medizinjournalist und eigentlich immer sonntags auf Sendung. Heier, auch als praktizierender Arzt unterwegs, referiert heute zum Thema Glasaugen. Warum nicht aus Holz oder Stein, fragen die Zwei, Glas sei doch schwer und kalt. Das älteste vor etwa 4 000 Jahren war aus Teer und Tierfett, pariert Heier. Und wir ahnen: eine unterlegene Technik. Im 17. Jahrhundert dann wurden in Venedig Glasaugen zunächst für Statuen hergestellt. Heute gehe man zu Okularkünstlern, die machen das Glasauge perfekt. Tatsächlich sei aber der 3-D-Drucker auf dem Vormarsch, auch weil es schneller gehe.
Wie bewegt sich das Auge, will Oswald wissen. Da sei auch Muskulatur, so Heier, zudem sei es nicht kugelrund, eher abgef lacht. Mit Glasaugen verlöre man also beim Murmelspielen, resümiert das Moderatorengespann. Für die, die jetzt rufen FFN Frühstyxradio“: „Zwei auf Eins“ bieten weniger Anarchie, mehr Information, aber anarchisch präsentiert. Ein nächstes Thema könnte Beitrag heißen. Eine Facette Rundfunkbeitrag: Gern, sehr gern für Programme wie dieses. An die Kommission, die bald Sender streichen wird: Hände weg von den beiden Spacken! „Zwei auf Eins“ mit Daniel Finger und Sven Oswald, sonntags, 9 bis 12 Uhr, auf „radioeins“. Sendungen sind nachzuhören auf: https://www.radioeins.de/programm/sendungen/ zwei_auf_eins/archiv.html